Freitag, 30. November 2012

Die besten Krawattenknoten: Der kleine Knoten

Schritt 1

Schritt 2

Schritt 3

Schritt 4

(Fotos: Bernhard Roetzel)

Krawattenknoten zu binden, darum werde ich häufig bei Vorträgen gebeten. Vier Knoten führe ich dann vor. Der so genannte kleine Knoten gehört dazu. Er "verbraucht" wenig Länge, deshalb eignet er sich besonders für hochgewachsene Herren. Wenn sie den halben Windsor verwenden, erreicht die Spitze der Krawatte gerade einmal die Bauchmitte. Da ich mich nicht zu den Riesen zählen darf, verwende ich den kleinen Knoten bei Bindern aus sehr voluminösen Stoffen. Es entsteht dann ein Knoten von der Größe eines Four-in-hand.

Zu beachten sei, dass die Krawatte zu Beginn mit der Innenseite nach außen um den Hals gelegt wird. Entgegen der Übung bei anderen Knoten hängt das breite Ende der Krawatte links.

Donnerstag, 29. November 2012

Weißes Leinen

Das weiße Leineneinstecktuch mit handrollierter Kante ist die beste Wahl zum Geschäftsanzug und für Abendanlässe (Foto: Bernhard Roetzel)

Obwohl das Einstecktuch für den klassischen Gentleman-Look unverzichtbar ist schrecken viele Männer davor zurück, es täglich im Büro einzusetzen. Die Angst, als Dandy abgestempelt zu werden, ist groß. Und es herrscht auch Unsicherheit darüber, welcher Stoff und welche Farben am besten zur Businesskluft passen.

Am vielseitigsten einsetzbar ist das weiße Tuch aus Leinen (!) mit handrollierter (!) Kante. Es sollte nicht zu klein sein, ideal ist eine Größe von ca. 40 x 40 cm. Es ist sozusagen das Pendant zum schwarzen Schuh. Er ist im Business - wie das weiße Tuch - nie verkehrt. Das weiße Tuch passt zu allen Hemdenfarben aus der Blau- und Rosaskala, zu Weiß und Creme sowie zu allen Anzugstoffen in Grau und Blau.

Dienstag, 27. November 2012

So mag ich meine Streifen

Der Londoner Herrenschneider John Coggin demonstrierte seine Arbeitsmethoden bei einem von mir organisierten Seminar in Stuttgart. Für die kurz bevorstehende Anprobe eines Sakkos hatte ich die Anzugjacke abgelegt, was den Blick auf mein Maßhemd von Turnbull & Asser freigab. Die Streifen des exklusiv für den Londoner Hemdenmacher gewebten "shirtings" verlaufen perfekt zwischen Schulterpasse und Ärmel (Foto: Archiv B. R.)

Wer Maßhemden bestellt, ob beim Wäscheschneider oder Maßkonfektionär, wird erwarten, dass sich die Streifen von der Schulterpasse über die Ärmel fortsetzen. Meistens wird diese Erwartung aber nicht erfüllt. Die Argumente, die von den Hemdenanbietern gegen das stilistische Detail vorgebracht werden, sind ganz unterschiedlich. Mal heißt es, dass nur Pedanten auf so etwas achten, wichtiger seien doch Stoffqualität und Passform. Andere behaupten, dass die Streifen nur perfekt passen können, wenn man eine geteilte Schulterpasse verwende, die sei aber nicht im Programm. Und es gibt natürlich auch jene Anbieter, die nur verständnislos gucken und überhaupt nicht wissen, wie man so einen absurden Wunsch äußern kann. Tatsächlich geht es um einen höheren Aufwand bei Zuschnitt und Verarbeitung des Stoffs, ein korrekter Streifenverlauf ist aber bei Hemden und von der Stange und erst Recht bei einzeln angefertigten Hemden überhaupt kein Problem. Insofern ist es für mich immer ein interessanter Test, wie Maßhemdenmacher auf diesen Wunsch reagieren. Die einen wollen ihn als unwichtig abtun, die anderen erfüllen ihn ganz selbstverständlich.

Graue Sakkos

Grau ist nicht die beliebteste Farbe für Sportsakkos,  für Business-Casual-Outfits eignet es sich aber gut (Foto: Belvest)

Ich werde immer wieder gefragt, ob man Anzugjacken als Sakkoersatz verwenden kann. Grundsätzlich rate ich davon ab. Denn den meisten Stoffen ist anzusehen, dass sie zu einem Anzug gehören. Einzig bei einem dunkelblauen Einreiher wäre es denkbar, dass man ihn notfalls, z. B. auf einer Reise, mit einer grauen Hose oder einer Chino kombiniert. Anzüge in allen Schattierungen von Grau eignen sich hingegen nicht. Das heißt nicht, dass es keinen grauen Sakkos gibt. Grau ist zwar nicht die übliche Farbe, da Sakkos sportliche Kleidungsstücke sind für den Einsatz am Wochenende oder "auf dem Land" (was häufig "im Stadtpark" heißt). Dennoch war Grau für Sakkos immer schon eine mögliche Farbe, z. B. in Form von grauem Fischgrat oder grauem Harris Tweed. Bei der Auswahl der Hosen gilt es dann nur zu beachten, dass die Hose entweder heller ist als die Jacke oder dunkler. Also entweder helle Chino oder dunkelgrauer Flanell. Alternativ zum Helligkeitskontrast kann auch eine farbige Hose die Kombination beleben, z. B. weinroter Kord zu grauem Fischgrat oder dunkelblaues Moleskin.

Montag, 26. November 2012

Hosenträger zum Smoking?



John Coggin näht Hosenträgerknöpfe an die Hose meines Anzugs (Foto: Bernhard Roetzel)

Ein Leser hatte eine Frage zum Smoking und der Smokingweste: Kann ich unter ihr Hosenträger verwenden, um den korrekten Sitz der Hose sicherzustellen? Das geht natürlich. Genau genommen sind  Hosenträger zum Smoking geradezu Pflicht. Es sei denn, die Hosen sind mit einem Bund ausgestattet, der mit Hilfe von seitlich angebrachten Schnallen in der Weite verstellbar ist. Gürtel werden traditionell nicht bei Hosen von förmlichen Anzügen verwendet, also weder beim Smoking, noch bei Frack oder Cut. Erstens, weil die Gürtelschnalle unter der Weste (bei Smoking, Frack oder Cut) oder dem Kummerbund (beim Smoking) auftragen könnte. Und zweitens, weil der Gürtel ein viel zu sportliches Accessoires ist.

Donnerstag, 22. November 2012

Klassisch: Altmodisch oder zeitlos?


Amerikanische Herrenmode aus der Zeit um 1900. Wirklich veraltet wirkt nur die Art ihrer Darstellung.


Ein Herrenschuh, dem nicht anzusehen ist, ob er 1930 oder  1990 gemacht wurde (Foto: Eduard Meier).

Was ist „klassische Mode“? Zeitlose Kleidung? Altmodische Kleidung? Also Kleidung von gestern? Kann ein Mensch, der sie trägt, sich überhaupt in der Gegenwart zurechtfinden? Ist das Beharren auf dem Bewährten nicht Ausdruck von Gestrigkeit, der abzulehnen ist? Gar von Konservatismus? Müssen wir nicht durch die Mode zeigen, dass der Zeitgeist uns bewegt? Dass wir nach vorn schauen und nicht zurück?

Sich klassisch zu kleiden bedeutet für mich zunächst einmal nur, dass man sich in eine Tradition stellt, die sich in Europa seit 17. Jahrhundert entwickelt hat. Rock, Weste und Hose, Hemd und Halstuch, Strumpf und Stiefel sind seit Jahrhunderten die wichtigsten Grundelemente der Herrengarderobe. Heute mag man von Anzug, Blazer, Sakko und Krawatte reden, doch gravierend sind die Unterschiede zwischen 1811 und 2011 nicht. Der Besuch in einem Modemuseum zeigt, wie nah wir unseren Vorfahren sind. Natürlich nicht, wenn wir in Sweatshirt, Jeans und Turnschuhen herumlaufen, sehr wohl aber, wenn wir z. B. einen blauen Blazer, eine helle Baumwollhose und braune Schnürschuhe tragen. Diese Farbzusammenstellung entspricht im Grunde nämlich exakt der des Werther-Rocks des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

Sich klassisch zu kleiden heißt für mich außerdem, sich der Wegwerfmentalität und dem Konsumismus zu verweigern. Insofern ist dieser Stil, mehr als jeder andere, der vielleicht sogar das Etikett „Öko“ trägt, Ausdruck von Sorge um die Rohstoffe und Ausdruck von Rücksicht und Mitgefühl für die Mitmenschen. Wenn ich einen Anzug bei einem Maßschneider in Berlin bestelle, ist das gut für das Klima und gut für die Umwelt. Denn der Stoff, der aus England stammt, wird dort von Hand gewebt und mit natürlichen Substanzen gefärbt. Die Weber arbeiten dort unter guten und würdigen Bedingungen und sie können sich und ihre Familie ernähren. Das gilt auch für den Schneider, der in Deutschland den Anzug näht. Statt in einer schlecht klimatisierten Fabrik für einen Hungerlohn Billigkleidung herstellen zu müssen, die dann weltweit zum Spottpreis über den Ladentisch geht, bekommt er einen angemessenen Tarif für seine Handwerksarbeit.

Klassische Kleidung ist wegen ihrer Herkunft zeitlos und alterslos, sie ist es jedoch auch in dem Sinne, dass sie dem jungen Mann genau so gut steht, wie dem Greis. Der Jüngling gewinnt durch sie an Format, der bejahrte Herr wird durch sie in Form gehalten. Und in den Dekaden dazwischen erspart sie ihrem Träger in Beruf, Freizeit und bei festlichen Anlässen den regelmäßigen Austausch der Garderobe. Als ich nach dem Studium meine erste Stelle in der Werbung antrat, trug ich die gleiche Art von Kleidung, in der ich auch heute noch auftrete. Es wird sicherlich Menschen geben, die dies als Ausdruck von Phantasielosigkeit werten. Ich sehe es eher als Chance, wenn man schon einem relativ jungen Alter die Experimente in Sachen Mode einstellen kann. Denn der Kopf bleibt dadurch frei für andere, ungleich wichtigere Dinge, die sich im Laufe des Lebens ständig ändern und ändern müssen und mit denen man sich beschäftigen muss.

Mittwoch, 21. November 2012

Schneiderarbeit zum Schnäppchenpreis?

Der Londoner Herrenschneider John Coggin am Rande einer Trunk Show bei "Mark Schuhwerk" in Frankfurt am Main (Foto: Bernhard Roetzel)

Jüngere Leser fragen häufig, ob es eine bezahlbare Alternative zum Schneideranzug gibt. Die Frage ist aufgrund des bei Schülern, Studenten und Berufsanfängern häufig schmalen Budgets berechtigt. Die Antwort, die ich gebe, enttäuscht manch einen vielleicht. Nein, es gibt keine Alternative. Jedenfalls nicht, wenn mit "Alternative" ein Anzug mit den Vorteilen des "bespoke suit" zum niedrigeren Preis gemeint ist.

Ein handgemachter Anzug aus fabrikmäßiger Fertigung, der vielleicht sogar gut sitzt oder individualisiert wurde, kommt dem Schneideranzug in vielen Punkt sehr nah. So ein Anzug kostet dann aber ungefähr genauso viel. Ein günstiger Anzug von der Stange, der zufälligerweise annehmbar passt, ist eben nicht handgemacht.

Die einzige wirklich günstige Alternative zum Schneideranzug ist vermutlich der Schneideranzug, der nicht für einen selbst gemacht wurde. Ob Erbstück oder Ebay-Fund, er kann einigermaßen gut sitzen und dennoch handgenäht und günstig sein. Ansonsten hilft nur sparen.

Dienstag, 20. November 2012

Binder zum Tweed

Wollkrawatten aus der Kollektion von Sascha Blick (Foto: Blick)

Zur Jacke oder dem Anzug aus Tweed passen Seidenkrawatten und Wollkrawatten. Wobei Seide oder Wolle nicht unbedingt bedeuten muss, dass die eine Faser ein glänzendes Gewebe ergibt und die andere ein mattes, stumpfes Gewebe. Es gibt Seidenkrawatten, die wie aus Wolle gewebt aussehen und sich auch so anfühlen und Wollkrawatten von großer Feinheit. Wenn ich hier von Seidenkrawatten rede, dann meine ich eher glänzende Binder und bei Wollkrawatten denke ich an Exemplare mit festem Griff und stumpfer Oberfläche.

Seidenkrawatte bilden dann einen Kontrast zu Optik und Haptik des Tweedstoffs während Wollkrawatten sich in dessen Oberläche harmonisch einfügen. Welcher Effekt bevorzugt wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Seidenkrawatten können ein Glanzlicht in einem insgesamt "tweedigen" Outfit setzen. Wollkrawatten wirken dagegen eher dezent und zurückgenommen. Ich selbst bevorzuge im Zusammenhang mit Tweed Wollkrawatten zu Raulederschuhen und Seidenkrawatten zu Glattlederschuhen.

Montag, 19. November 2012

Tweedanzug

Der Tweedanzug gehört zu den lohnendsten Anschaffungen des Gentleman (Foto: Christian Kerber)

Die Vorteile des Tweedsakkos werden inzwischen wieder allgemein geschätzt, immer noch ein Geheimtipp ist dagegen der Tweedanzug. Nur wenige Herren besitzen ihn, dabei gibt es kaum ein Outfit, das so stark mit de Gentleman-Look identifiziert wird. 

Für einen Anzug eignen sich härtere Tweeds, wie z. B. der auf abgebildete "thornproof" von Leare Brown & Dunsdord (Foto: Franca Wrage)

So wie ein gut sitzender Smoking den James Bond in uns weckt, verleiht ein authentischer Tweedanzug die Aura entspannter Eleganz. Gegenüber dem Tweedsakko hat der Tweedanzug den Vorteil, dass er auch bei förmlicheren Anlässen getragen werden kann. Da ist zwar nicht wirklich korrekt im Sinne des Dresscodes, die Faszination für den Herrn im wolligen Dreiteiler wird jedoch in aller Regel überwiegen.

Freitag, 16. November 2012

Die Herrenhandtasche

Zwei Aktenkoffer von Eduard Meier in München (Foto: Eduard Meier)

Es ist inzwischen vielen Herren bekannt, dass man die Farbe des Gürtels auf die der Schuhe abstimmt. Die Aktentasche kann hier mit einbezogen werden. Ich empfinde es jedenfalls als unschön, wenn ich zu schwarzen Schuhen eine braune Mappe unter den Arm klemmen soll. Wer fast immer schwarze Schuhe im Büro trägt, benötigt nur eine schwarze Aktentasche bzw. einen schwarzen Koffer. Wer mal braune Schuhe trägt und mal schwarze Schuhe, sollte über die Investition in zwei Taschen nachdenken.

Mittwoch, 14. November 2012

Kragenfragen

Ein gerade fertig gestellter Mantel in der Werkstatt von Henry Poole & Co. in London (Foto: Bernhard Roetzel)

Mäntel mit Samtkragen sind fester Bestandteil des Gentleman-Stils. Die beiden bekanntesten Varianten sind der Chesterfield-Mantel aus grauem Fischgratstoff mit schwarzem Samtkragen und der Covertcoat mit braunem Samtkragen. Einer Legende zufolge demonstrierte der englische Adel mit dem schwarzen Samtkragen seine Trauer über die Hinmordung der französischen Standesgenossen während der französischen Revolution. Der Wahrheitsgehalt dieser Erklärung soll hier nicht Gegenstand der Diskussion sein.

Bei Stadtmänteln wie dem grauen Chesterfield wird üblicherweise ein schwarzer Samtkragen gewählt, weil das zu den schwarzen Schuhen passt. Beim ländlichen Covertcoat ist der braune Kragen die beliebteste Wahl. Briten tragen ihn in London ungeniert zu schwarzen Schuhen, ich bevorzuge dazu braune Modelle. Nichtsdestotrotz trage ich meinen Covertcoat gelegentlich auch mit schwarzen Schuhen und sogar mit Abendschuhen.

Eine beliebte Alternative zu Braun ist bei Covertcoats Flaschengrün, so trug es beispielsweise der britische Stil-Experte John Morgan, Autor des Debrett's New Guide To Etiquette And Modern Manners. Ich traf ihn 1999 in London zum Tee im Claridge's, da er für mein Buch British Style fotografiert werden sollte. Tatsächlich hat John Morgans Kragen die Farbe des Innenfutters meines Mantels inspiriert, den ich wenige Tage nach dem Treffen bestellt habe.

Bei Henry Poole & Co. sah ich einige Jahre später einen Mantel aus Tweed, dessen Samtkragen auf das Überkaro abgestimmt war. Simon Cundey zeigte ihn mir nach einem Rundgang durch das Atelier und posierte damit zusammen mit dem Zuschneider für ein Foto. Diese Variante ist für einen Sportmantel natürlich amüsant. Auch für Träger farbiger Strümpfe würde sie sich anbieten. Wer es sich leisten kann, hält zu jeder Strumpffarbe einen Mantel mit passendem Kragen bereit.

Dienstag, 13. November 2012

Schuhe bei Schnee und Matsch

Der "Veldt Boot" von Crockett & Jones (Foto: Crockett & Jones)

Der Halbschuh "Veldt" von Crockett & Jones (Foto: Crockett & Jones)

Was sind an kalten Tagen die richtigen Schuhe zum Gentleman-Look? Dies werde ich jeden Herbst von Lesern gefragt. Wer sich klassisch kleidet, möchte nicht an den Füßen frieren, wird aber ungern zu den üblichen Outdoor-Stiefeln greifen. Wobei die natürlich dann ihre Berechtigung haben, wenn man tatsächlich irgendwo draußen auf dem Land durch den Schnee stapft. Und Outdoor-Stiefel heißt ja nicht, dass man auf Leder und Handarbeit verzichten muss. Spezialisten wie z. B. Hanwag haben äußerst zweckdienliche und ansprechend gestaltete Winter- und Jagdstiefel im Programm.

Die Frage nach dem Schuh für Kälte und Nässe bezieht sich aber meistens auf den Alltag in der Stadt. Was trage ich z. B. zum Businessanzug und was zu Tweedsakko und Kordhose? Beim dunklen Anzug hat man keine Wahl, zu ihm gehören schwarze oder dunkelbraune Schnürer, sie kann man durch Galoschen schützen. Galoschen bieten obendrein einen minimalen Kälteschutz und verhüten das Ausgleiten.

Zu Tweed und Kordhosen passen derbere, nach der Veldtschoen-Machart gebaute Countryschuhe am besten, z. B. von Crockett & Jones, Cheaney oder natürlich Tricker's. Ihre etwas ausladenderen Sohlen und ihre etwas wuchtige Erscheinung werden durch die Rippen des Kords und den schweren Tweed bestens ausbalanciert. Und sie sind eben wirklich sehr wasserdicht und rutschfest. Wer mag, kann sogar zu Stiefeletten greifen.

Montag, 12. November 2012

Beobachtungen im Frühstücksraum

Ein Frühstücksraum im Ritz Carlton am Potsdamer Platz in Berlin. Ein idealer Ort für den gepflegten Start in den Tag (Foto: Ritz Carlton Berlin)


Wer viel unterwegs ist und häufig morgens mit Urlaubern und Geschäftsreisenden im Frühstücksraum sitzt, bekommt einen guten Eindruck vom gegenwärtigen Stand der Tischsitten.

Männer legen zunächst einmal das Sakko ab, falls sie eins tragen. Die Serviette und Ihre Handhabung scheint vollkommen unbekannt zu sein. In neun von zehn Fällen bleibt sie unbenutzt auf dem Tisch liegen. Die Hände werden zumeist am Hosenbein abgewischt.

Man streckt und reckt ungeniert seine Glieder, kratzt sich und gähnt mit weit aufgerissenem Mund. Männer wie Frauen sitzen krumm und mit beiden Ellenbogen aufgestützt am Tisch, die Damen schlingen die Beine um die Stuhlbeine oder schlagen sie unter dem Tisch übereinander.

Das Brötchen wird mit beiden Händen zum Mund geführt, wobei die Finger den Belag festhalten. Es wird permanent mit vollem Mund gesprochen, was halbwegs zerkaut ist, wird mit laut geschlürftem Kaffee runtergespült. Gespräche werden grundsätzlich mit erhobener Stimme und begleitet von lauten Lachsalven geführt.

Ob allein oder in Gesellschaft, es wird beim Essen Zeitung gelesen, es werden Kurznachrichten getippt und überhaupt alle zehn Sekunden geht der Blick auf das Display des Smartphones. Oftmals wird telefoniert. Außerdem bessern Frauen ungeniert ihr Make-Up auf, ziehen die Lippen nach und korrigieren den Sitz des BH.

Hin und wieder gibt es Ausnahmen. Ich habe sie in diesem Jahr in einem kleinen Hotel in Oberfranken erlebt. Ein allein reisender Herr betrat den Raum und grüßte mit einem Nicken in die Runde, setzte sich, breitete die Serviette auf dem Schoß aus, aß lautlos und in gerader Haltung sein Frühstück, bedankte sich höflich bei der Kellnerin für den Kaffee und verabschiedete sich am Ende beim Hinausgehen.




Mittwoch, 7. November 2012

Glencheck

Ein Glencheck aus der Kollektion von Harrison's of Edinburgh.

Ist Glencheck als Muster für Geschäftsanzüge geeignet? Die Antwort ist eindeutig. Nein, Glencheck ist untauglich für das Business. Jedenfalls dort, wo der Dresscode der Finanzwelt gilt. Glencheck ist ein sportliches Dessin. Dies gilt für die graue und die braune Glencheckpalette. Allenfalls auf Geschäftsreisen oder auf dem Weg ins Wochenende am Freitag wäre Glencheck passend. Eine Ausnahme machen ganz dunkle Varianten des Stoffs, die von weitem einfarbig dunkelgrau oder dunkelblau aussehen. Auf Geschäftsreisen ist ein grauer Streichgarn-Glencheck hingegen ideal, der Stoff ist unempfindlich, weich und je nach Gewicht auch ausreichend warm. Für manches Zugabteil zu warm, dafür aber angenehm beim Warten auf zugigen Bahnsteigen.

Montag, 5. November 2012

Von Kälte und Stil

Ein dreiteiliger Anzug aus schwerem Tweed spart Heizkosten und sieht gut aus (Foto: Bernhard Roetzel) 


Fans des klassischen Gentleman-Looks freuen sich, wenn es kälter wird. Man kann die Tweedjacke herausholen, den dicken Schal und den warmen Fieldcoat. Und auch die Pullover kommen endlich wieder zum Einsatz. Sie gehören zur Freizeitvariante des Gentleman-Looks wie die Milch zum Tee. Allerdings tun sich viele deutsche Anglophile sehr schwer, die Pullover-Marotte der Briten bei sich zu Hause nachzuleben. Dank Wärmedämmung und Fensterisolierung geht der Gentleman in hiesigen Häusern und Wohnungen in wirklich schweren Pullovern ein. Zum althergebrachten Gentleman-Lifestyle gehört tatsächlich ein kaltes Haus. Nicht umsonst haben Mitglieder des Hauses Windsor den Buckingham-Palast als "the icebox" bezeichnet. In Deutschland verdient dagegen wirklich nur der Kühlschrank diese Bezeichnung, in den Wohnräumen herrschen im Vergleich zu einem englischen Landhaus dagegen eher tropische Temperaturen. Wer daran glaubt, dass der Mensch Einfluss auf das Klima hat, sollte die Heizung um ein paar Grade drosseln und einen dicken Aran-Pullover überziehen. Und wenn es im Bett nicht gleich kuschelig warm wird, gibt es ja auch noch Wärmflaschen. Ich habe es mehrmals bei Aufenthalten auf dem Land in England und Irland erlebt, dass sie am Ende des Abends unter den Übernachtungsgästen verteilt werden. Kein Mensch fand was dabei, nur die Deutschen guckten irritiert. Der Gentleman ist eben etwas härter im Nehmen. Und wenn nicht, lässt er es sich nicht anmerken.

Samstag, 3. November 2012

Frackschuhe

Der klassische Frackpumps mit Ripsschleife. Besonders vornehm aus feinem Boxcalf, wie hier bei Edward Green (Foto: Edward Green).

Ein junger Mann fragte mich vor einigen Tagen über Facebook, welcher Schuh zum Frack die korrekte Wahl wäre. Ich riet zum Pumps mit Ripsschleife. Dieses Schuhmodell, das heute oftmals der Damenmode zugerechnet wird, gehörte schon im 17. Jahrhundert zur höfischen Kleidung. Damals waren natürlich Kniehosen Pflicht, der Frack mit langen Hosen ist hingegen ein typisches Kleidungsstück der nachrevolutionären Zeit. Zu den Kniehosen wurden Pumps getragen, zum Frack mit langem Beinkleid trug der Herr dagegen Stiefeletten. Diese Mode verschwand in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg. Dennoch gibt es auch heute noch Traditionalisten, die Zugstiefeletten für die einzig wahren Frackschuh halten.

Freitag, 2. November 2012

Noch nicht mal fertig und schon im Netz

Ein Ausblick auf das Jahr 2013, wenn mein "Schuh Guide" dann wirklich in den Regalen steht (Foto: h. f. ullmann)

So lange nichts geschrieben. Asche auf mein Haupt. Ich gelobe Besserung. Ein Grund für die Abwesenheit neuer Beiträge habe ich eben auf der Webseite meines Verlags h. f ullmann entdeckt. Das Buch über Herrenschuhe, an dem ich seit Sommer intensiv geschrieben habe. Nicht, dass es schon zu haben ist. Auf der Buchmesse wurde aber schon ein Dummy gezeigt. In attraktivem Schokoladenbraun. Wenn es dort schon öffentlich war und auch auf der Webseite präsentiert wird, darf ich es wohl nun auch mit stolz ankündigen. Bis Herbst 2013 dauert es aber noch, bis alle drin blättern können.