Freitag, 4. November 2016

Seersuckeranzug von Cove & Co., Teil 2

Die Weste fehlt auf diesem Bild, an sehr heißen Tagen werde ich sie ohnehin nicht verwenden. Dazu trage ich dunkelbraune Tasselloafer aus Rauleder von Eduard Meier, ein Maßhemd von Gino Venturini, eine Schleife von Blick und ein Panamahut von Herbert Johnson Von den rosa Hosenträgern von Albert Thurston sind nur die weißen Lederschlaufen sichtbar.

Dreiteiliger Anzug aus Seersuckerstoff von Solbiati 

Handgenähtes Gimpenknopfloch im Revers

Traditionell geschnittene Hosen mit Seitenschnallen und Knöpfen für Hosenträger. Die Knopflöcher am Hosenschlitz auch von Hand umsäumt


Ich habe in den letzten Jahren oft geschrieben, dass ich entweder Kleidung beim Schneider ordere oder aber von der Stange kaufe. Mit Maßkonfektion hatte ich eher schlechte Erfahrungen gemacht. Der Anzug, den ich jetzt bei Cove & Co. abgeholt habe, hat meine Sicht auf Maßkonfektion verändert. Der Dreiteiler sitzt sehr gut - ohne Anprobe. Die Handarbeit ist von exzellenter Qualität. Natürlich handelt es sich um das Spitzenprodukt des Hauses, doch die Verarbeitung gewährleistet nicht, dass das Teil auch gut sitzt. Wie oft erlebt man beim Schneider, dass am Ende Kleinigkeiten nicht stimmen, z. B. die Ärmellängen? Trotz zweier Anproben? Von größeren Mängeln abgesehen, die leider auch immer mal vorkommen.

Ich bin ein großer Freund der klassischen Maßschneiderei. Wenn es einem Maßkonfektionär aber gelingt, einen Anzug zu machen, der in vergleichsweise kurzer Zeit geliefert wird, der auf Anhieb und ohne vorherige Anproben sehr gut sitzt, der obendrein von Hand verarbeitet wurde, dann nimmt die Lust ab, den größeren Zeitaufwand und die bekannten Risiken der Handwerksschneiderei in Kauf zu nehmen. Natürlich ist der auf Basis von Schlupfmustern zugeschnittene Anzug nicht ganz so individuell wie der Schneideranzug. Dafür gewährt das Schlupfmuster einen Ausblick auf das zu erwartende Ergebnis.

Cove & Co. ist kein Maßkonfektionär im üblichen Sinne, das muss betont werden. Ich würde das Unternehmen eher als "Vollsortimenter" in Sachen Maßkleidung bezeichnen. Es gibt als Basis industriell gefertigte Kleidung, als Steigerung die von mir probierte handgefertigte Linie und als Krönung den im Atelier gefertigten Schneideranzug. Ganz ähnlich arbeiten seit vielen Jahren die großen Häuser der Savile Row. Es gibt dort Made-to-Measure und Bespoke. Weil Kunden oft erst einmal die günstigere Variante wollen und erst später den Schneideranzug. Beides parallel anzubieten ist deshalb ideal. Kleinere Schneidereien versuchen das häufig auch, allerdings meistens mit wenig Herzblut für die industrielle Variante, die sie insgeheim als minderwertig empfinden.

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