Dienstag, 16. Dezember 2014

Anlass, Form und Inhalt

Bei der Veranstaltungsreihe "Der Gentleman und die Musik",  ging es vor Gästen von Cove & Co. und Steinway & Sons um Konzertformen und die dazu passende Kleidung (Foto: Cove & Co.)

"Warum soll ich mir für einen Theaterbesuch einen Anzug anziehen, wenn sich die Schauspieler nackt auf dem Bühne herumwälzen"? Diese Frage stellte mir ein Freund, als ich mich mit ihm über die Bekleidung der Besucher kultureller Veranstaltungen unterhalten habe. Um diese Frage ging es in diesem Jahr auch bei der Veranstaltungsreihe "Der Gentleman und die Musik". Trübt es meinen Kunstgenuss, wenn die Mitbesucher von Theater, Oper oder Konzert in Jeans und Sweatshirt dem Vortrag lauschen? Das hängt vor allem von mir selbst ab. Lasse ich mich durch die Kleidung der anderen stören? Oder konzentriere ich mich lieber auf die Darbietung? Wenn man das Thema ein wenig erweitert, also auf das Erscheinungsbild der Menschen in der Öffentlichkeit, stellt sich die Frage ein wenig anders. Warum erwarte ich, dass sich jemand für einen kulturellen Anlass fein macht, wenn Anlässe generell kein Grund mehr zu sein scheinen, sich abweichend vom Alltag zu kleiden? Und wenn in vielen Berufen keine Bekleidungsregeln mehr vorgegeben sind, gibt es für die meisten überhaupt keinen Grund mehr, Anzug, Hemd und Krawatte zu wählen. Aus freien Stücken, also z. B. aus Freude an einer bestimmten Ästhetik, werden diese Kleidungsstücke jedenfalls nur selten hervorgeholt. Viele Männer hängen mit dem Ende des Berufslebens den Anzug für immer in den Schrank. Der Anzug ist Symbol von Zwang, Freizeitkleidung hingegen steht für Freiheit. Die Ästhetik bleibt bei dieser Betrachtungsweise außen vor. Dabei steht für mich fest, dass Anzug, Hemd und Krawatte den Mann einen Mann gut kleiden. Er muss deshalb nicht auf Freizeitkleidung verzichten. Den Anzug aber ganz aus der Garderobe zu verbannen, wäre für mich jedoch genauso töricht, wie der Entschluss, nur noch am Imbissstand essen zu gehen. Der Anzug symbolisiert für mich nicht Zwang, er steht vielmehr für Form. Form kann nicht den Inhalt ersetzen, Form kann dem Inhalt aber einen Rahmen geben. Und manchmal kann dieser Rahmen sogar schöner sein als der Inhalt. Geschadet hat ein schöner Rahmen jedenfalls noch nie.

Dienstag, 9. Dezember 2014

Putzen stopft Löcher im Budget

Wer seine Schuhe nach dem Tragen aufleistet und sie regelmäßig putzt, wird lange Freude an ihnen haben. Eine Lebensdauer von 10, 15 oder 20 Jahren ist dann nicht ungewöhnlich (Foto: Eduard Meier)

Einzelhändler beklagen gern die Konsummüdigkeit oder Konsumverweigerung der Kunden. Tatsächlich lebt der Handel davon, dass wir ständig neue Sachen kaufen. Das ist legitim. Die meisten Menschen geben ihr Geld auch gern restlos aus, denn das Einkaufen, heute als Shopping bezeichnet, gilt als Freizeitbeschäftigung.

Ich behaupte, dass jeder Mensch gern einkauft und gern neue Sachen hat. Allerdings kann es genauso ein Genuss ein, nichts zu kaufen oder zu wissen, dass man bestimmte Kleidungsstücke bereits hat und sie nur darauf warten, wieder hervorgeholt und verwendet zu werden. Die warmen Handschuhe für den Winter, der Smoking, der Sommeranzug, die diversen Krawatten und Schleifen. Die Tweedjacke, der Lodenmantel, der Morgenrock. Der Stiefel für kalte Tage und der Spectator-Schuh für den Sommer.

Die Garderobe des Gentleman enthält einen großen Grundstock von sehr langlebigen Bestandteilen. Anzüge, Sakkos, Hosen, Mäntel, Krawatten, Hüte, Mützen und Schuhe. Etwas weniger langlebig sind Hemden, Pullover und Strümpfe. Doch auch die drei Letztgenannten können ein hohes Alter erreichen, wenn sie überholt, gestopft oder geflickt werden. Ein Pullover mit Lederflecken an den Armen, ein Hemd mit ausgetauschtem Kragen oder gestopfte Strümpfe sind nicht Zeichen von Ärmlichkeit oder Mangel, vielmehr von vernünftigen Umgang mit einem wertvollen Gut.

Seiner Kleidung lange treu zu bleiben, heißt nicht, zum Konsumverweigerer zu werden. Das Gegenteil ist oftmals der Fall. Wenn ich Geld spare, indem ich eine Jacke repariere, einen Schuh neu besohlen lasse oder bei den Krawatten auf den vorhandenen Fundus zurückgreife, kann ich es für andere Dinge ausgeben. Nicht zwingend für Kleidung, vielleicht aber für Bücher, einen schönen Stich oder ein Möbelstück.



Interview in der PNN vom 9. Dezember 2014



Mittwoch, 3. Dezember 2014

Smoking - worauf es wirklich ankommt






Worauf kommt es beim Smoking an? Ist ein günstiger Smoking okay? Oder muss er nach Maß geschneidert sein? Entscheidend ist nur eins: Das Teil muss gut sitzen. Und ich muss es zu tragen wissen. Es gibt Männer, die machen selbst in einem gut sitzenden, handgenähten Smoking keine gute Figur machen. Allerdings wäre es selbst Fred Astaire schwer gefallen, in einem wirklich schlecht passenden Smoking elegant auszusehen.

Man sollte also erstmal zusehen, einen anständigen Smoking zu finden. Wo, das ist zweitrangig. Ich kenne Männer, die bei Ebay oder im Second-Hand-Laden wunderbare Smokings gefunden haben. Andere Bekannte tragen Smokings vom Vater, Großvater oder Onkel auf. Ich kenne auch eine Reihe von Herren, die schöne Smokings von der Stange gekauft haben, nach Maß fertigen ließen oder vom Maßschneider.

Natürlich müssen auch die Details stimmen. Also Hemd, Schleife und Schuhe. Beim Hemd gibt es verschiedene Modellvarianten, in jedem Fall würde ich einen Umlegekragen empfehlen, eine verdeckte Knopfleiste und Doppelmanschetten. Die Schleife wird natürlich selbst gebunden. Wer das nicht kann, sollte es lernen. Bei den Schuhen favorisiere ich den Pumps mit Seidenschleife.

Abbildungen

Smoking: Marc Anthony, Pumps: Scarosso, Schleife: Marc Anthony