Der Leisten von Ralph Lauren oder die Grenzen des Ruhms
Welcher Freund des klassischen Stils hat nicht schon einmal von Maßschuhen geträumt? Ich selbst habe es erstmals vor mehr als zwölf Jahren damit versucht. Mein Schneider John Coggin, der damals noch die Firma Tobias Tailors in der Savile Row betrieb, empfahl das Handwerker-Duo Larson & Jehan. Wenn John aus dem rückwärtigen Fenster seiner Werkstatt in den Hof blickte, sah er nämlich auf der Fensterbank des im gegenüberliegenden Souterrain liegenden Ateliers die halbfertigen Schuhe stehen. So war er eines Tages hinübergegangen und hatte sich die Arbeit der beiden Schuhmacher angesehen. Ich war dankbar für den Tipp und ging nach einer Anprobe bei Tobias Tailors hinüber.
Zwei ältere Herren saßen in einer winzigen, schlecht beleuchteten Werkstatt. Der eine der beiden fertigte die Leisten, der andere die Schuhe. Es stellte sich heraus, dass sie viel für bekannte Firmen arbeiteten, z. B. auch für George Cleverley. Als ich mich ein wenig umsah, entdeckte ich einen Leisten mit der Aufschrift "R. Lauren". Ich sagte so etwas wie "Oh, Sie machen auch Schuhe für Ralph Lauren?" Die Herren nickten mit einer Miene, die mir nahelegte, dass sie nicht wussten, wer das ist. Das fand ich äußerst charmant und sehr typisch für die Handwerker, die damals in der Savile Row und den sie umgebenden Straßen arbeiteten. Es wurde zwar grundsätzlich diskret mit den Namen der Kunden umgegangen, ein bisschen Prahlerei gehörte aber zum Geschäft. Wenn man schon sonst keine Reklame machen kann, muss man eben mal einen Namen fallen lassen. Die beiden Schuhmacher lebten aber anscheinend so fernab von allem, was Mode und Glamour ausmachte, dass sie nicht einmal wussten, dass mit diesem Namen für sich hätten Werbung machen können.
Zwei ältere Herren saßen in einer winzigen, schlecht beleuchteten Werkstatt. Der eine der beiden fertigte die Leisten, der andere die Schuhe. Es stellte sich heraus, dass sie viel für bekannte Firmen arbeiteten, z. B. auch für George Cleverley. Als ich mich ein wenig umsah, entdeckte ich einen Leisten mit der Aufschrift "R. Lauren". Ich sagte so etwas wie "Oh, Sie machen auch Schuhe für Ralph Lauren?" Die Herren nickten mit einer Miene, die mir nahelegte, dass sie nicht wussten, wer das ist. Das fand ich äußerst charmant und sehr typisch für die Handwerker, die damals in der Savile Row und den sie umgebenden Straßen arbeiteten. Es wurde zwar grundsätzlich diskret mit den Namen der Kunden umgegangen, ein bisschen Prahlerei gehörte aber zum Geschäft. Wenn man schon sonst keine Reklame machen kann, muss man eben mal einen Namen fallen lassen. Die beiden Schuhmacher lebten aber anscheinend so fernab von allem, was Mode und Glamour ausmachte, dass sie nicht einmal wussten, dass mit diesem Namen für sich hätten Werbung machen können.
2 Kommentare:
Vielen dank für die nette Anekdote!
Wie würden sie Ihre Erfahrung mit Maßschuhen beschreiben?
Ist der Mehrpreis zu den "üblichen Verdächtigen" Konfektionsschuhen aufgrund von Tragekomfort oder Langlebigkeit gerechtfertigt?
(Bei 12 Jahren kann man ja schon von einem Langzeit-Vergleich sprechen)
Herzliche Grüße,
C. Schmalz
Der Preis für den Maßschuh kann nicht durch mehr Langlebigkeit gerechtfertigt werden. Jeder rahmengenähte Schuh, der gut gepflegt wird, hat die gleiche Lebensdauer (bei gleich häufigem Einsatz). Der Tragekomfort ist schwer zu ermessen. Wer bei Konfektionsschuhen schon eine sehr gute Passform gefunden hat, wird die Steigerung des Komforts eines Maßschuhs eventuell nicht mehr als sehr groß empfinden.
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