Freitag, 14. Dezember 2012

Peer Steinbrücks Schuhe

Peer Steinbrück trägt Schuhe für 150 Euro. So ist es bei Bild.de zu lesen. Tatsächlich? Aber gut. Die Aussage bezog sich auf die Schuhe, die er an dem "Mittwochabend" trug. Vermutlich hat er sie extra für diesen Anlass ausgewählt - falls er die Fragen des Interviews vorab bekommen hat. Oder er hatte sie zufällig an dem Abend an.

Ich bin Peer Steinbrück bisher nur einmal begegnet. Ich saß ihm eine ganze Weile im Abflugbereich des Berliner Flughafens Tegel gegenüber und betrachtete natürlich seine Kleidung. Soweit ich mich erinnere, tippte ich an dem Tag auf rahmengenähte Blucher aus den USA. Nicht zwingend aus Pferdeleder. Aber möglicherweise. Da sie schwarz waren, konnte man das nicht genau erkennen. Auf jeden Fall sahen sie nach mehr als 150 Euro aus. Wobei das natürlich nichts darüber aussagt, was Peer Steinbrück noch so für Schuhe im Schrank hat. Oder woher er seine Schuhe bezieht und zu welchem Preis.

Seit Gerhard Schröders PR-Reinfall mit dem Kaschmir-Kanzler-Image betonen Politiker in Deutschland ihre Bescheidenheit in Sachen Mode. Den meisten ist anzusehen, dass sie wirklich keine besonders gute Kleidung tragen. Einige wissen aber schon, was gut ist. Die Unehrlichkeit der Politiker in diesem Punkt ist allerdings nachvollziehbar. Der brave Mann auf der Straße würde nach hinten umfallen, wenn er erführe, dass ein Volksvertreter 600 Euro für Schuhe ausgibt oder gar 5000 Euro für einen Anzug.

Zum Glück sehen die meisten Wähler nicht, was ein Anzug gekostet haben könnte. Also kann man ihnen hemmungslos vorgaukeln, dass man in diesem Punkt ganz volksnah ist und sich seine Zweiteiler wie Hinz und Kunz im Kaufhaus holt.

3 Kommentare:

Blogger Mike meinte...

Ich verachte diese geheuchelte Volksnähe! Am Schlimmsten in Verbinung mit political correctness und Realitätsferne.

Ein Politiker sollte zumindest auch sartorial ein Vorbild sein. Gut, Guttenberg hat für seine (manchmal etwas zu) passgenauen Anzüge immer ordentlich Lack bekommen, aber was soll's?!

Was wollen uns die Politiker denn vorgaukeln? Dass Anzüge IMMER zu groß und Ärmel/Hosen zu lang sein müssen? Und dass man abartige Krawatten mit Betonknoten tragen muss?
Dass es ganz hervorragend ist, wenn das Volk ebenso rumläuft?

Bspw. wäre Herr Rösler sehr gut beraten, wenn er seine Anzüge mindestens eine Nummer kleiner kaufen würde. Zumindest optisch könnte er dann das Image des kleinen Jungen ablegen, der mit den Großen spielen darf.

Adenauer war eine elegante Erscheinung. Kein Vergleich zu Steinbrück. Weder elegant, noch dynamisch.

Ich kenne eigentlich keinen aktuellen deutschen Politiker, der einigermaßen gut gekleidet ist.

Aber das ist ja ein internationales Problem. Pres. Obama lässt zwar bei Hart Schaffner Marx fertigen, aber dennoch sind ihm die Anzüge immer zu groß. Verstehe ich nicht...

Da sind wir auch bei der Diskussion, wie hoch das Gehalt der Politiker sein sollte. Zumindest so hoch, dass man sich nichts dazuverdienen muss.

Aber das ist eine andere Geschichte...

Nö nö, ich rege mich kaum auf...

14. Dezember 2012 um 05:31  
Anonymous Anonym meinte...

Naja, wer keinen Charakter & ausgeprägte Persönlichkeit hat, wird auch in teurem Zwirn mit gutem Schuhwerk nichts hermachen. Man muss schon auch etwas Positur, Haltung und Eleganz mitbringen, um tatsächlich 'etwas herzumachen'.

Die deutsche Neiderei auf denjenigen, der teurer angezogen ist als man selbst, ist einigermaßen lächerlich. Weil sich Hinz und Kunz eh nicht für gute Kleidung interessieren, wäre ihnen des Kanzlers teure Anzüge auch egal gewesen, hätten da nicht einige Volksverhätschler die Hände gerieben; das Anfächern der deutschen Neidkultur zieht halt leider immer.

JA

30. Dezember 2012 um 12:20  
Anonymous Frans meinte...

Naja, bei "teuer" bzw, "gut" angezogen verstehen Leute heutzutage ohnehin Armani und Boss. Das dieses Bling-Bling nicht als volksnah gilt, ist noch zu verstehen, geht das Geld ja an einen Konzern und erinnert es an die Showbizszene. Da wäre es für einen Vertreter des Volkes eine Kleinigkeit, sich massgeschneiderter "Klamotten" zu bekennen, hilft man damit doch den kleinen Unternehmern.
Es gibt zig von anderen guten Argumenten zu erwähnen... gerade eine Disziplin, die Volksvertreter wie keine andere meistern.

2. Januar 2013 um 01:53  

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