Montag, 14. Januar 2013

Briten und Brillen

Briten konnte man jahrelang an dem Schnitt ihrer Anzüge und der Form ihrer Brillen erkennen (Zeichnung: Bernhard Roetzel)

Der stilvolle Brite fiel in den siebziger bis neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch Brillengestelle auf, die einen merkwürdigen Kontrast zum klassischen Schnitt des Anzugs und zur Gediegenheit der Schuhe bildeten. Als Beispiel seien Hardy Amies, Eric Ambler oder Douglas Hurd genannt. Sie trugen wunderbare Savile-Row-Anzüge und bewohnten erlesen eingerichtete Häuser, ihre Nasenfahrräder waren aber auffällig unschön. Ich habe mich immer gefragt, woher die Vorliebe für diese unansehnlichen XXL-Gestelle  rührte. Vielleicht war es eine Form der "inverted snobbery", jenes gesteigerten Snobismus, der über das Bemühen um Ästhetik die Nase rümpft. Oder sie war Ausdruck der altmodischen Haltung, dass die Brille einfach nur ein medizinisches Hilfsmittel ist und deshalb - wie eine Krücke oder ein Verband - rein nach Zweckmäßigkeit ausgewählt wird. Interessanterweise erleben diese Brillengestelle bei hippen Männer gerade ein Comeback. Fans des Gentleman-Looks lehnen sie aber nach wie vor ab. Vielleicht zu Unrecht. Der Inhaber eine bekannten Berliner Spezialgeschäfts für Sloane-Ranger-Kleidung trägt seit einiger Zeit ja auch ein Modell aus dieser britischen Tradition.


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