Ascot - Strickkrawatten Made in Germany
Der dunkelblaue Binder aus Seidenstrick ist ein Muss für die Garderobe des klassisch ausgerichteten Herrn (Foto: Bernhard Roetzel) |
Die Strickkrawatte hat mit vielen Ressentiments zu kämpfen. Die einen sehen in ihr ein wenig elegantes Accessoire für Kunstbeflissene, Designer und Akademiker, andere erinnert sie an die Mode der sechziger Jahre und deren Kunstfaser-Experimente, und eine dritte Gruppe findet den Binder aus gestrickter Seide oder Wolle einfach zu schlicht und zu langweilig. Diese Antipathien haben sich nicht ganz ohne Grund entwickelt: Die Strickkrawatte wird tatsächlich von Kreativen und Geistesmenschen geschätzt, in den Sechzigern bestand sie wirklich aus Synthetikmaterialien und es ist auch wahr, dass sie normalerweise sehr unscheinbar daherkommt. Dennoch wird man ihr mit diesen Charakterisierungen nicht ganz gerecht. Denn die Bandbreite der Variationsmöglichkeiten enthält weit mehr als nur die dunkelbraune Wollstrickkrawatte des Kunstlehrers oder die aus zahlreichen europäischen Kinofilmen der fünfziger und sechziger Jahre bekannte dunkelblaue Version aus Seide. Den Beweis liefert der Showroom der 1908 gegründeten Krawattenmanufaktur Ascot im niederrheinischen Krefeld. Hier lagern Muster aus gut 50 Jahren, die an Originalität, stilistischem Wagemut, modischem Einfallsreichtum und auch Eleganz kaum zu übertreffen sind. Wer ein Auge für den ganz speziellen Charme der Kreationen aus Wolle, Seide, Baumwolle und Kaschmir hat, wird mit einem Mal die beinahe unendlichen Vielfalt des Themas Strickkrawatte wahrnehmen.
Doch die reiche Palette der Gestaltungsmöglichkeiten ist nicht der einzige Grund, warum die Freunde handgemachter Kleidung der gestrickten Schwester der Seidenkrawatte mit etwas mehr Respekt begegnen sollten. Auch der große Anteil an Handarbeit in der Herstellung verdient Aufmerksamkeit. Anders als bei Krawatten aus Jacquardgeweben oder bedruckter Seide besteht das Ausgangsmaterial hier nämlich nicht aus Stoffbahnen, aus denen die Einzelteile zugeschnitten werden, sondern aus verschiedenfarbige Fäden aus Seide, Wolle oder anderen Fasern, die auf Spulen gewickelt in der Manufaktur ankommen. Diese Fäden werden miteinander verdreht, auf neue Spulen gewickelt und dann von Hand in die Cotton-Strickmaschine eingeführt. Bei Ascot tut unter anderem ein gut 80 Jahre altes Modell der Firma Hilscher aus Chemnitz Dienst, das noch voll funktionstüchtig ist und der Schmuck eines jeden Industriemuseums wäre. Die Maschinen verstricken die Garne zu einem mehr oder weniger schmalen Band. Nun bedarf es noch eines weiteren halben Dutzends von Hand ausgeführter Arbeitsschritte, bis aus diesem Band fertige Strickkrawatten entstanden sind. Allen Versuchungen, diesen Prozess zu rationalisieren, hat man bei Ascot erfolgreich widerstanden. Nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen stets im Besitz der Familie des Firmengründers geblieben ist. Inzwischen wacht die dritte Generation darüber, dass alles noch so abläuft, wie man es vor über 92 Jahren gemacht hat – immer mit dem Ziel, höchste Qualität zu liefern.
4 Kommentare:
Gibt es bei Ascot einen Fabrikverkauf? Danke für den schönen Artikel! Grüße
Es gibt einen Online-Shop:
http://www.ascotshop.de/
Von einem Fabrikverkauf ist mir nichts bekannt.
Wie kommt es, dass Ascot in seinem Online-Shop- von einer Ausnahme abgesehen (Winterspecial)- keine Strickkrawatten anbietet?
Ich bin nämlich auf der Suche nach einer Strickkrawatte, die genau so aussieht, wie auf Ihrem Foto.
Haben sie vielleicht einen Tipp für mich, wo ich derartiges bekommen könnte? Als Laden im Raum NRW, aber Online-Angebote wären ebenfalls perfekt.
Hochachtungsvoll
Mr. Wilde
Ich würde mich direkt per Telefon oder E-Mail an Ascot wenden und nach Händleradressen fragen. Ansonsten können Sie auch bei Baron & Earl in Bonn nachfragen und sich auf mich berufen. Ich bin sicher, dass man Ihnen behilflich sein wird.
http://baronandearl.com/
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