Ein Schneider von Rock Hudson
Unauffällig in der oberen Etage: Das Atelier des New Yorker Maßschneiders William Fioravanti (Foto: Bernhard Roetzel) |
Als ich vor ein paar Jahren in New York auf Recherchetour für mein Buch über die Maßschneiderei war, wurde ich von meinem dortigen Kontaktmann mit mehreren Maßschneidern zusammengebracht. Unter anderem besuchten wir auch William Fioravanti. Der Name war mir ein Begriff, da "Bill", wie ihn seine Freunde nennen dürfen, regelmäßig zu den Weltkongressen der Maßschneider fuhr. Sein Atelier lag im Obergeschoss und beim Betreten fand ich die übliche Mischung aus einem etwas plüschigen Empfangsraum und kramigen Werkstätten vor. "Bill" trug eine Brille mit Verlaufstönung, die seine Augen verbarg. Wie alle Amerikaner, die ich getroffen habe, hielt er mit seinen Verdiensten nicht hinter dem Berg: Seine Kunden seien die einflussreichsten Männer Amerikas, seine Anzüge die besten der Welt und gerade letzte Woche habe er sich einen neuen BMW gekauft. Als seine Spezialität bezeichnete er den Musterverlauf bei Streifenanzügen. Am Rückenteil verlaufen die senkrechten Linien des Dessins parallel. Insgesamt machten die Anzüge einen sehr italienischen Eindruck und wirkten gut verarbeitet. Was mich dann sehr beeindruckte, war der Name eines Kunden, den der New Yorker Schneider italienischer Abstammung fast nebenbei erwähnte: Rock Hudson. Die Anzüge, die der schon 1985 verstorbene Mime in der Komödie "Pillow Talk" getragen hat, stammten von William Fiovaranti. Der Streifen ist einer meiner Lieblingsfilme und Rock Hudsons Anzüge waren für mich immer Inbegriff des amerikanischen Sechziger-Jahre-Schicks. Den Mann zu treffen, der sie gemacht hat, war ein schönes Erlebnis.
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