Das Knowledge Book von Scabal. Thank you for sharing
Erwartungsfroh eilt er ins Geschäft, die Jacke wird ausgepackt und er schlüpft hinein. Und nun das böse Erwachen: „Die Jacke hat ja drei Knöpfe!“ Der Verkäufer erblasst, bleibt aber cool: „Das haben Sie so bestellt.“ Der Kunde ist entgeistert und leugnet. Und schon beginnt der Streit. Wäre Herr X. bloß bei der Jacke von der Stange geblieben.
Die Geschichte muss natürlich nicht so ausgehen. Wenn alle Beteiligten auf Seiten des Händlers ihr Handwerk verstehen und der Kunde nicht zu viel Wein oder Prosecco trinkt, mithin also klaren Kopfes bei der Sache ist, können alle glücklich werden. Denn der Kunde bekommt zwar ein Kleidungsstück, das möglicherweise nur unwesentlich vom Stangenmodell abweicht, dafür aber das gute Gefühl, einen sartorialen Solitär zu besitzen.
Die in Brüssel ansässige Firma Scabal, bekannt als Lieferant luxuriöser Stoffe und laut eigener Angabe Deutschlands erfolgreichster Maßkonfektionsanbieter, kennt die mit der Einzelanfertigung einhergehenden Probleme. Sie weiß, dass manche Händler Formulare nachlässig ausfüllen oder statt eines Formulars eine Skizze durchfaxen. Sie kennt unleserliche Handschriften in allen Varianten und musste auch schon kyrillische Schriftzeichen decodieren. Wenn dabei dann ein Fehler passiert, fällt das natürlich nicht auf den Schreiber zurück, vielmehr ganz allein auf den Leser, also den Maßkonfektionär.
Um Probleme und Enttäuschungen zu vermeiden, investieren seriöse Unternehmen wie Scabal viel in die Schulung und Weiterbildung der Kunden. Es gibt Seminare, Einweisungen und sogar Besuche in den Werkstätten. Und seit kurzem auch noch das „Knowledgebook“, eine dicke Loseblattsammlung in einem mit blauem Stoff überzogenen Ordner. Sie enthält das in Jahrzehnten gesammelte Erfahrungswissen der Maßschneider, Modellmacher, Textilingenieure, Stoffdesigner, Stylisten und Verkäufer des Hauses. Wer als Maßkonfektionsanbieter dieses Buch liest und beherzigt, wird selig werden.
Scabal-Direktor Matthias Rollmann, das Buch des Maßwissens und ich (Foto: Gero Breloer).
Scabal übergab diesen Schatz am 19. Januar 2011 im Berliner Hotel Adlon an eine ausgewählte Schar von Geschäftspartnern. Jeder der geladenen Gäste bekam sein persönliches Exemplar von Matthias Rollmann überreicht, auf Wunsch gab es auch noch eine persönliche Widmung. Natürlich ganz stilvoll mit Füllfederhalter. Scabal, thank you for sharing!
Bernhard Roetzel
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