Vier Fragen an Michael Jondral
Michael Jondral (2. von links) bei einer Trunkshow in seinem Geschäft. Geographisch liegt es in Hannover, stilistisch ist es neapolitanisch geprägt. Wie kaum ein anderer in Deutschland hat sich Jondral auf den Look dieser Stadt spezialisiert (Foto: Simona Bednarek) |
1. Herr Jondral, taugt der Deutsche zum Neapolitaner?
Ein Deutscher kann
natürlich seitens seines Geburtslandes kein Neapolitaner sein. Sofern er aber
Freude an handwerklich gefertigter Bekleidung hat und er kleine Details, wie
eine faltige Hemdenschulter, ein etwas breiteres Revers (9 cm sollten es schon
sein) mag, könnte er zum Neapolitaner taugen und seinem Bekleidungsstil die
nötige „Sprezzatura“ verleihen. Nächster Schritt: Eine neapolitanische
Hartweizenpasta (natürlich molto „al dente“) und einen Büffelmozzarella mit
handgeschnittenem rohen Schinken (hier tuts dann auch der aus Parma) - mit
Tomaten oder besser „Pomodorini“. Letztere bitte nur in Neapel, die hiesigen
Qualitäten können nur scheitern. Alles erfüllt? Dann zum ersten Male auf nach
Neapel und den wahren Duft des Neapolitaners bei einem Espresso „Neapoletana“
im Café Gambrinus einatmen - fertig!
2. Wie kann man als Besucher der PITTI in Florenz aus der Masse der perfekt gestylten Herren positiv herausstechen?
Das ist relativ einfach
zu beantworten. Alles Übertriebene unterlassen. d. h. ZU kurze Hosenlängen, ZU
kurze Sakkolängen und Frisurkunst sollte man den Amateuren und
Möchtegern-Stylern überlassen. Ein ungefütterter dunkelblauer Anzug aus
irischem Leinen und ein weißes Leinenhemd in neapolitanischer Schneiderei
gefertigt (bei mir in diesem Sommer von Cesare Attolini). Kombiniert mit einer
braunen Krawatte aus Seidenstrick, weißem Leinenpochette, braunen
Baumwollkniestrümpfen und braunen Loafern (bei mir bevorzugt als Pennyloafer
von Saint Crispin´s). Stil, NO Fashion! So wird man auf der PITTI in
Fachkreisen gerne gesehen. Das andere den anderen.
3. Was ist der Vorteil eines komplett von Hand genähten Hemds?
Ein von Hand genähtes
Hemd erzeugt einfach ein besseres Körpergefühl. Weiche Verarbeitung bei
schlanker Passform lässt sich nur in dieser Klasse von Hemden erzeugen.
Neapolitanische Kunst des Hemdenmachens gepaart mit besten Stoffen. Das ist ein
Unterschied. Schmales Fitting aber keine unerklärlichen Frontabnäher und auch
nicht weit wie ein Nachthemd was in der anglophilen Hemdenkultur häufig
vorkommt - dort zählt es ja auch zur Kategorie der Wäsche.
Das Hemd trägt man näher
am Körper als seine Jacke und so sollte es immer erster Güte sein!
4. Warum gibt es Ihr Geschäft ausgerechnet in Hannover?
Nachdem ich 22 Jahre
das zu seiner Zeit unerreichte Herrengeschäft Heinrich´s in Hannover begleitete
(von der Ausbildung bis zum GF Ges.) und ich auch in Hannover geboren bin, sind
die Wurzeln eindeutig. Nach der Gründung meines eigenen Geschäftes gab es hier
so auch meine persönlichen Stammkunden und ein Neustart in der Heimatstadt lag
auf der Hand. Heute bin ich Stolz, dass wir in Hannover eine solche Anzahl an
sartorialen Hemden, Sakkos und Anzügen verkaufen können und unseren
neapolitanischen Partnern und heutigen Freunden von Cesare Attolini, Orazio Luciano und Finamore, sowie Phillip Car von Saint Crispin´s aus Wien eine
wunderbare Plattform bieten. Ohne Hannover zu nahe zu
treten, gibt es bei unserem Sortiment natürlich manchmal Momente wo man an
Städte wie Frankfurt, Düsseldorf oder gar München denkt. Dies erreichen wir
aber auch durch unseren Start eines Online-Stores mit seiner „sartorialen Welt“
von Michael Jondral.
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